Schwimmen nicht filtern – Vom Umgang mit der Informationsflut

Frank Wolf —  24. März 2010 — 2 Comments

Ein Interview mit vielen Aha-Effekten. Das ist kein Wunder, denn der Befragte heißt Peter Kruse und ist das gefühlte Zentrum der Weisheit wenn es um die aktuellen netzwerkzentrierten Entwicklungen des Internets geht.  Ein großer Teil des Interviews dreht sich um den Umgang mit der beständig steigenden Informationsflut und den Umgang mit dieser. Eine der wichtigsten Aussagen zum konkreten Umgang mit vielen Informationen ist für mich diese:

Kruse: Schwimmen, nicht filtern. Dann spürt man die Strömung, die Dynamik der Welt. Wenn jemand anfängt zu twittern, frag ich mich immer: nutzt er Twitter als PR-Instrument, will er kontrollieren oder will er wirklich mitschwimmen, möchte er Teil dieser Dynamik werden? Es geht darum, angekoppelt zu sein, es geht um die Lust an der Unkalkulierbarkeit. Es ist eine Form zu leben, anstrengend aber anregend – eine Bereicherung. Wer „Herr oder Frau der Lage“ bleiben will, für den ist das Internet inzwischen ein sehr unangenehmes Medium. Wer einen Ameisenhaufen aufräumen möchte, wird sich schnell überfordert fühlen. Wer aber beobachtet, welche Wege die Ameisen gehen und wie sie ihren Staat organisieren, für den ist das ein faszinierendes Geschehen. Aber, wem es dennoch auf Dauer nicht gelingt, Muster zu erkennen, der läuft Gefahr einfach ins driften zu geraten. Das verbraucht nur viel Zeit und bringt nichts und ist noch am ehesten der unproduktiven Gedankenflucht in einem psychotischen Schub vergleichbar.

Wer im Internet alles zu seinem noch so kleinen Nischenthema lesen will, wird wahnsinnig. Entweder er bekommt zu wenig Schlaf oder er hat ständig das Gefühl die entscheidende Information zu verpassen. Der notwendige Perspektivwechsel ist mit „Schwimmen, nicht filtern, aber auch nicht driften“ auf den Punkt gebracht.

Spannend wird in dem Zusammenhang aber die Welt des Web 2.0 im Unternehmen. Wer Social Software für Projekte oder übergreifende Gruppenarbeit nutzt, der will und muss teilweise 100% der Informationen bekommen und lesen. Im Unternehmen wird es also eine Mischung aus „100%“ Inhalten (Filtern) und „Kann“ (Schwimmen) Inhalten geben, die über die gleiche Plattform laufen. Ein Weg so etwas zu organisieren, sind getrennte Feeds und Widgets, die dann mit unterschiedlichen Prioritäten gelesen und bearbeitet werden können.

Trackbacks und Pingbacks:

  1. Tweets die Schwimmen nicht filtern – Vom Umgang mit der Informationsflut | Besser 2.0 erwähnt -- Topsy.com - 25. März 2010

    […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Holger Moller, Heiko S. erwähnt. Heiko S. sagte: Besser 2.0 – Schwimmen im Strom 2.0, der Begriff hat mir gefehlt http://bt.io/EjwH (via @backtype), bisher nannte ich es auslassen. […]

  2. The Enterprise Surprise – Was ist wichtig bei der Auswahl von Social Software? Workshop mit dem Real Story Group CEO Tony Byrnes | Besser 2.0 - 14. November 2010

    […] muss. Hier muss man sehr aufpassen: das ist ein ganz anderer Anspruch als im Web, denn dort gilt „schwimmen nicht filtern“ , dort ist es egal, wenn ich vieles nicht lese. Emails schaffen es immerhin, die Nachrichten pro […]

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