Enterprise 2.0 Architektur

Frank Wolf —  13. November 2008 — 6 Comments

Um technisch das „Enterprise 2.0“ zu beschreiben, haben wir das SLATES Prinzip von McAffee oder das erweiterte FLATNESSES Prinzip von Hinchcliff im Kopf. Die Begriffe sind hilfreich, um die Grundprinzpien der Informationsarchitektur zu verstehen. Bei der praktischen Anwendung und Einführung stellt sich die Frage, wie die Prinizipien in die klassische Denkwelt der Unternehmens-IT passen. Folgende Grafik soll dazu Antworten liefern.

  1. WISSEN: Im Unternehmen existiert Wissen – vom unternehmensübergreifendes Fachwissen (über physikalische Gesetze oder methodische Erkenntnisse) bis hin zum unternehmensspezifischen Organisationswissen (über offizielle und inoffizielle Strukturen und Prozesse). Aus Gründen der (Wieder-)verwendbarkeit und Nachhaltigkeit wird Wissen dokumentiert und (idealerweise) in IT Systemen abgelegt.
  2. ANWENDUNGEN: Software hilft uns, explizites Wissen zu speichern und daraus neue Informationen abzuleiten. Social Software Anwendungen (Blogs, Wikis, Social Networks, Microblogs) sind demnach zunächst einfach Tools ähnlich wie die alt bekannten IT Anwendungen ERP, CRM oder Projektmanagementsoftware zur Datenspeicherung und –verabeitung. Sie unterscheiden sich vielleicht dadurch, dass ihre Nutzung relativ einfach ist, kaum komplizierte automatische Transformationen bereitgestellt werden und der schreibende Zugriff zumeist unbeschränkt ist.
  3. INTEGRATION: Ziel muss sein, semantische Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen Applikationen im Unternehmen abzubilden. Wenn also z.B. (1) ein Diskussionsthread im Wiki einem konkreten Kunden des CRM oder einem bestimmten Projekt in Projektmanagement zugeordnet wird, oder (2) wenn der Austausch im sozialen Netzwerken verbunden mit den Tools, die diese Leute nutzen, ist, entsteht ein Kommunikationsvorteil. Social Software wird dadurch für die Kernprozesse des Unternehmens interessant.
  4. INTEGRATIONSDIENSTE und PERSONALISIERUNG: Übergreifende Funktionalitäten – wie beispielsweise Suche, Tagging, Dashboards, Erweiterung durch persönliche Informationen – müssen applikationsübergreifend bereitgestellt werden. Was nutzt die Tagwelt im Unternehmenswiki, im Executive Blog und in der Projektseite, wenn sie getrennt und mit unterschiedlicher Begriffswelt angeboten werden.
    Andererseits sollten alle diese Integrationsfunktionalitäten auf den Nutzer (seine Interessen, seine Aufgabe, seine Rolle im Unternehmen) anpassbar und personalisierbar sein. Die wichtigen Infos kommen als Informationspush; der Nutzer stellt ein, welche Infos er braucht (persönliche RSS Feeds). Zentrale Infos – z.B. der Geschäftsleitung – werden immer zugestellt.
  5. GOVERNANCE: Folge ist, dass für die Ausgestaltung der technischen Gesamtarchitektur ein tieferes inhaltliches Verständnis der Prozesse des Unternehmens notwendig wird. Forrester beschreibt dies mit dem Wandel von der IT „von der unabhängigen und monolithischen Einheit zum Business Value Enabler“. Wenn Offenheit (Freeform und Openess) ein Grundprinzip sowohl für Berechtigungen als auch für technologische Schnittstellen ist und wird, dann wächst der Bedarf nach einem „Regelsatz“ (Governance), der gegen Wildwuchs und für Sicherheit wirkt. Ansätze für Governance könnten sein der Gärtner (vom zentralen Informations-“Aufräumer“ bis hin zum wachsamen „Ordnungsamt“), Peermodelle oder Guided Autonomy. Fraglich ist, was davon im Unternehmen funktioniert; die Qualitätssicherung von Wikipedia mit den vielen freiwilligen Interessenten kann beispielsweise sicherlich nicht einfach ins Unternehmen kopiert werden. Was funktioniert dann? Policies für den Umgang, das Nachprüfen und die Bewertung von Informationen sind im Unternehmen heute zumeist nicht verfügbar.
  6. Neues Wissen durch Monitoring („der Pfeil zurück“): Aus unternehmensweitem Tagging, Suchanfragen oder Nutzungsverhalten können Muster abgeleitet werden und es entsteht Transparenz über informelle Netzwerke, Themeninteressen und neue Fachexperten. Durch die Summe der Interaktionen zwischen Nutzern über und mit der IT entsteht neues Wissen, welches das „Enterprise 2.0“ aufnimmt, auswertet und themenspezifisch zur Weiterverarbeitung bereitstellt.

6 responses zu Enterprise 2.0 Architektur

  1. Fehlt hier die Kategorie „Traning“ oder Anwendung „LMS“ absichtlich?

  2. Christoph Rauhut 16. Januar 2009 at 09:45

    Hallo Herr Reß,
    wie genau meinen Sie das? Was steckt hinter der Kategorie „Training“?

  3. Sicherlich ist ein LMS eine Applikation, die in der Gesamtarchitektur der IT Infrastruktur eines Unternehmens betrachtet werden sollte. Es ist ein weiteres Element der Ebene „Anwendungen im Unternehmen“, die im Bild  keineswegs vollständig ist (im Handel werden Warenwirtschaftssysteme, im Produktionsunternehmen Produktionssteuerungssysteme eine wichtige Rolle spielen).
    Aber aus Sicht des Wissens und unseres täglichen Lernens während der Arbeit ist die Frage natuerlich durchaus spannend: Sollte ein LMS eine autarke Anwendung im Unternehmen sein oder brauchen wir nicht vielmehr Auswertungen und personalisierten, gefilterten Zugang zum Wissen, was größtenteils bereits in den IT Systemen steckt. Das heisst, modulares, tägliches Lernen und Training wird mir durch meine Arbeit notwendiges bereitgestelltes Wissen aus jeglichen Informationssystemen bereitgetellt (in meinem Bild gehört das dann also in die Integrationsschicht).  Brauchen wir also dann noch ein LMS?

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  5. Computer funktioniert nicht

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  1. Brusdeylins » Enterprise 2.0 - 17. Juli 2010

    […] auch zwischen Unternehmen und Kunde eingesetzt wird. Die nebenstehende Grafik, angelehnt an besser20.de, liefert einen Überblick auf das Themengebiet Enterprise 2.0 als Gesamtarchitektur. Matthias […]

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